Bogentechnik
Bogenschießen gilt als eine der ältesten
Jagdhilfsmittel. Im Mittelalter als Waffe benutzt, ist das Bogenschießen
heute in aller Regel auf das rein sportliche Geschehen begrenzt. Auch, da vom
Gesetzgeber das Jagen mit dem Bogen verboten ist. Deshalb gilt der Bogen nicht
als Waffe, sondern als Sportgerät, zur Freude der Bogenschützen. Wie
in allen Bereichen ist der technische Fortschritt auch nicht im
Bogenschießen stehengeblieben. Ein heutiger Bogen besteht zu einem
Großteil aus ausgetüftelten Elementen, welche aus modernsten
Materialien gefertigt sind, z.B. gefräste Mittelteile, Carbonpfeile oder
Keramikwurfarme. Dementsprechend haben sich unterschiedliche Richtungen des
Bogenschießens herauskristallisiert. Man unterteilt heute in Blank-,
Lang-, Recurve- und Compoundschützen. All diese können noch an
unterschiedlichen Wettkämpfen teilnehmen, z.B. dem 3D-Schießen. Dort
wird auf lebensgroße Tiere aus Schaumstoff geschossen, welche auf
verschiedenen zu schätzenden Entfernungen stehen. Desweiteren gibt es das
klassische Turnierschießen mit wiederum verschiedenen Bogenarten. Z.B.:
der FITA-Wettkampf , bei dem auf 4 Entfernungen (90m, 70m, 50m und 30 m) mit
jeweils 36 Pfeilen geschossen wird. Der Sieger ist derjenige mit der
höchsten Ringzahl. Abweichend davon gibt es Wettkämpfe mit 2-mal 36
Pfeilen auf 70m oder verschiedene Ligawettkämpfe, wo in Mannschaften Mann
gegen Mann geschossen wird, sozusagen im Duell. Um auch in der Winterzeit
schießen zu können, wird von der Freiluftsaison auf die Hallensaison
umgestellt. Hierbei ist die internationale Standardentfernung 18m. Ein
Wettkampf besteht aus 2-mal 30 Pfeilen. Doch nun genug zum Wirrwarr der
verschiedenen Wettkampfmodi. Im nächsten Abschnitt wird es darum gehen die
oben aufgeführten Bogentypen näher zu beschreiben und zu zeigen,
welche Unterschiede bestehen. Fangen wir mit dem Blankbogen an.
Lang-/Blankbogen
Als den traditionellen Bogen darf wohl der Lang-/Blankbogen
bezeichnet werden. Im Allgemeinen sind die Bögen aus einem Stück Holz
gefertigt bzw. durchgehend laminiert. Am Bogen sind keinerlei Hilfsmittel wie
Stabilisierung oder Visier zu finden. Gezielt wird hierbei über die
Spitze. Einzig eine Pfeilauflage ist erlaubt. Als Pfeile kommt ebenso Holz mit
Truthahnbefiederung zum Einsatz. Hinsichtlich Präzession und
Trefferergebnissen ist er den heutigen Bögen weit unterlegen, aber es ist
auch nicht das Ziel des Sportlers damit Höchstleistungen zu erreichen,
sondern mehr dem eigentlichen Feeling des Bogenschießens zu begegnen.
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Recurvebogen
Als Standardbogen kann heute der
Recurvebogen angesehen werden, wobei z.B. in den USA der Compoundbogen
häufiger vertreten ist. Der Recurve ist in den Grundprinzipien dem
Lang-/Blankbogen sehr ähnlich. Er besteht heutzutage aus einem
gefrästen Mittelteil, meist Aluminium oder Legierungen, und den
sogenannten Wurfarmen. Diese sind meist Laminate aus Holz oder Holz / Carbon,
mittlerweile gibt es aber auch Keramikwurfarme. Sehr hochwertige Wurfarme
bestehen aus sehr festen Schaumstoffen und Carbonfasern. Hinzu kommen ein
ausgefeiltes Stabilisierungssystem aus Mono- und Seitenstabis. Sie geben dem
Turnierbogen sein eigentümliches Aussehen, sind aber für die
Schießgenauigkeit sehr wichtig. Weiterhin gibt es das Visier, welches am
Mittelteil angeschraubt ist und durch vertikale und horizontale Verstellung auf
die unterschiedlichen Entfernungen eingestellt wird. Zur Pfeilkontrolle gibts
es den sogenannten Button welcher direkten Einfluss auf den Pfeilflug nimmt.
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Compoundbogen
Als meist technisierter Bogentyp kann wohl der
Compoundbogen angesehen werden. In den 70er Jahren entwickelt, unterscheidet er
sich grundlegend vom Prinzip der vorhergehenden Bogentypen. Gezogen wird
über eine Art Flaschenzug. Dazu sind in den Wurfarmen jeweils eine Rolle,
sog. Cams, eingearbeitet, in denen dann die Sehnen laufen. Der Vorteil liegt,
wie bei einem Flaschenzug bekannt, in der Gewichtsreduktion. Bis zu einem
gewissen Punkt wird das gesamt Bogengewicht gezogen. Wird über den Punkt
darüber hinausgezogen, setzt der Flaschenzug ein und im Endauszug
hält man nur noch ein Gewicht von 50% des eigentlichen Gewichtes. Dies
bringt natürlich ungeheure Vorteile gegenüber dem Recurvebogen, wo im
Endauszug ähnlich einer Feder das gesamte Gewicht gehalten werden muss.
Man kann länger stehen, die Kraft reicht länger, durch das geringere
Gewicht wird das Zittern minimiert. Durch weitere Technik z.B. Lösehilfe
(ähnlich dem Gewehrabzug), Visier mit Vergrößerung und
Wasserwaage kann noch präziser geschossen werden. Man sollte aber
beachten, schießen muss immer noch der Schütze. |
Reiterbogen
Dieser Bogen ist gegenüber den anderen Bogenarten
sehr klein. Damit ist es möglich vom Pferd auf ein Ziel zu schießen.
Es ist durchaus üblich, bis zu 3 Pfeile auf ein Ziel abzugeben, wenn das
Pferd im vollen Galopp ist. Mit dem Bogen vom Pferd zu schießen, ist eine
der ältesten Künste der Menschheit. Diese Art der Kampfkunst war zu
Zeiten der Hunnen, Tataren und Mongolen eine gefürchtete Waffe. Die
berittenen Bogenschützen beherrschten eine Kriegskunst, die selbst schwer
gepanzerte europäische Ritterrüstungen durchschlug. Dieser nicht
leicht zu schießende Bogen ist sicherlich für jeden
Bogenschützen eine Herausforderung und wird bei uns ohne Pferd geschossen.
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